Von Vulkan zu Vulkan

Gegen 8:30 standen wir vorm Hotel und warteten auf unseren Fahrer. Wir fragen vorsichtshalber nochmal bei der Rezeption nach, schließlich hatten wir ja den Fahrer über das Hotel gebucht. Dieser guckte erst verwirrt, wollte dann unseren WhatsApp Chat sehen und fing dann an zu telefonieren. 15min später kam dann auch der Fahrer. Allerdings in dem kleinsten Auto was wir je gesehen hatten. Ein Koffer passte hinten rein, die anderen beiden und mein etwas größerer Rucksack kamen vorne hin und wir durften uns zu 3. hinten ins Auto quetschen. Wie gut dass die Fahrt nur eine Stunde ging. In Probolinggo angekommen mussten wir erstmal unsere Tickets ausdrucken. Es sollte ja schließlich mit dem Zug von Probolinggo nach Banyuwangi gehen. Also von QR-Code zum ausgedruckten Ticket, man muss ja schließlich was in der Hand haben was man abgeben kann. Oder so 🙂

Wir hatten noch ne gute Stunde Zeit bis unser Zug fuhr und setzten uns noch in ein Café in der Nähe vom Bahnhof, schlürften einen Kakao bzw. Kaffee und machten uns anschließend zurück auf den Weg zum Bahnhof. Der Zug kam pünktlich an, war jedoch zu lang für den Bahnsteig. Unsere Plätze waren im hintersten Wagen, also einen Wagen weiter vorne einsteigen und dann im Zug zurück gehen. Wir saßen zudem in der „Executive“ Class, den Aufpreis von 3€ haben wir uns mal gegönnt. Wir hatten etwas mehr Beinabstand und recht gemütliche Sitze.

Die Zugfahrt an sich war ziemlich entspannt. Fast 4 Stunden tuckerten wir durch Wälder, Reisfelder und die ein oder andere Stadt. Die ein oder andere Kuriosität ist uns zudem noch aufgefallen. Die meisten Bahnübergange sind hier noch mit Personal besetzt. Die Türen verriegeln sich zudem nicht, man könnte sie einfach jederzeit (auch während der Fahrt) aufmachen. Sowas haben wir natürlich nicht ausprobiert 🙂

Unser Appartement in Banyuwangi war nur 5 Gehminuten vom Bahnhof entfernt, also ging‘s zu Fuß dahin. Der Schlüssel sollte unter der Fußmatte liegen. Nur doof dass das Tor vor der Einfahrt abgeschlossen war. Wir fragten kurz beim Gastgeber nach, in einer Minute wäre er da schreibt er. Nach 10 Minuten warten in der Sonne bin ich dann einfach über das Tor geklettert, unter der Fußmatte lag dann auch der Schlüssel für das Schloss vom Tor. Das Appartement an sich war eine Erfahrung der eher authentischeren Art. Eine Toilette ohne Klopapier, „Betten“ die aus Matratzen auf dem Boden bestanden und eine offenere Bauweise die zwar für frische Luft sorgte aber auch die Temperatur in die Höhe trieb. Gut dass unsere Nacht eh nur sehr kurz werden sollte. Nach Banyuwangi sind wir nämlich gefahren um den Ijen Vulkan zu besteigen und unter anderem die einzigartigen Blue Flames zu sehen. Diese kann man jedoch nur früh am Morgen sehen. Wir sollten gegen 23 Uhr abgeholt werden und gegen 8 Uhr zurück sein, die „Nacht“ ging also von ca. 18 – 23 Uhr. Davor sind wir nochmal was essen gegangen, endlich mal wieder was westlicheres und kein Nasi oder Mie Goreng.

Nach knappen 4 Stunden Schlaf klingelte dann der Wecker um 23 Uhr, wir wurden gegen 23:15 abgeholt. Der erste Stop war eine Arztpraxis. Der Ijen Nationalpark fordert nämlich ein „Gesundheitszertifikat“ was bescheinigen soll das man in der Lage ist die Wanderung anzutreten. Es wurde Blutdruck und der Blutsauerstoff gemessen, na gut.

Die anschließende Fahrt zum Ijen war ziemlich holprig. Wir haben die Plätze in der letzten Reihe bekommen und unser Fahrer schien es mal wieder ziemlich eilig zu haben. Wir fuhren auf ca. 1800 Höhenmeter hoch, wir hatten also nicht mehr ganz so viel zu wandern. Danach gab es nochmal eine kurze Einführung in die Tour, in den Vulkan an sich und in die Gasmasken die wir dabei haben mussten. Der Ijen ist nämlich ein aktiver Vulkan und die Schwefelwolken die dieser ausstößt sind giftig. Der Ijen ist übrigens der weltweit einzige Ort wo man die Blue Flames als Tourist sehen kann. Die gibt es wohl noch in Äthiopien und Island, dort kommt man als Tourist aber nicht hin weil es zu gefährlich ist. Ich lass das jetzt mal unkommentiert hier stehen.

Am Eingangstor waren wir die erste Gruppe die sich an die Schranke stellte und auf die Öffnung des Nationalparks wartete. Unser Guide legte sehr viel Wert darauf dass wir möglichst vor den Touristenmassen den Vulkan besichtigen können, ansonsten sei die Erfahrung nicht ganz so toll. Gestern waren wohl 7000 Touristen im Nationalpark. Es dauerte ca. Eine Stunde den Ijen hinaufzusteigen und nochmal 15-20 Minuten um anschließend in den Krater hinabzusteigen. Der Weg war recht steil, aber gut ausgebaut. Wir kannten ja aber mittlerweile alle deutlich andere Wanderungen, der Aufstieg hat also gut geklappt 🙂 Als wir an den Blue Flames ankamen waren wir tatsächlich unter den ersten 10 die dort angekommen sind und hatten Zeit uns das Phänomen in Ruhe anzusehen und haben versucht Fotos zu machen. Bis der Wind drehte und wir komplett von der Schwefelwolke erfasst wurden. Die Gasmaske machte das ganze zwar erträglicher, meine Augen und die Lunge brannten trotzdem. Wir zogen uns gezwungenermaßen in eine andere Ecke. Als der Wind wieder drehte waren wir schon lange nicht mehr die einzigen, wir haben trotzdem ein paar gute Fotos hinbekommen. 15 Minuten später war dort übrigens die Hölle los, die Menschen standen in mehreren Reihen um die Blue Flames herum. Unser Guide hatte also Recht 🙂

Anschließend gingen wir den Berg wieder etwas hoch um zu sehen wie hier der Schwefel abgebaut wird. Wenn die Schwefelgase nicht mit blauen Flammen verbrennen werden diese nämlich mit Rohren eingefangen und so weit abgekühlt dass sich der Schwefel absetzt und abgebaut werden kann. Aus den Rohren kam natürlich trotzdem jede Menge Schwefelgas und so kam es stark auf den Wind an ob es gerade erträglich war oder nicht.

Anschließend begann der Aufstieg aus dem Krater heraus wo sich die Touristenmassen nochmal bemerkbar machten. Der Weg war einfach viel zu schmal, es ging nicht mehr wirklich vorwärts oder rückwärts. Und so standen wir 15min ohne uns einen einzigen Schritt zu bewegen, bis sich unser Guide nach vorne drängelte und „Polizist“ spielte um den Verkehr zu regeln. Der Sonnenaufgang war anschließend auch sehr schön anzugucken. Zudem hat man den Kratersee auch nochmal schön sehen können.

Der Abstieg war dann wieder recht langwierig, meine Blasen vom Rinjani waren noch nicht ganz verheilt und so langsam spürte ich sie. Überholt wurden wir übrigens immer wieder von „Lamborghinis“, so nennen sie hier die Schubkarren in denen Touris hoch oder runtergefahren werden wenn sie den Weg nicht schaffen wollen oder nicht schaffen. Wofür war dann nochmal der Health Check? Naja egal

Angekommen sind wir natürlich trotzdem, diesmal sicherten wir uns sofort die vorderen Plätze im Minibus 🙂 Auf dem Weg zurück grübelten wir zunächst wie wir jetzt ohne großen Aufwand an Frühstück kommen. Wir bestellten uns am Ende über Grab ein Frühstück nach Hause, Joel war zu müde um Appetit zu haben. Während Joel versuchte zumindest ein bisschen Schlaf nachzuholen frühstückten Thomas und ich. Es gab Pancakes und Mie Goreng für mich bzw. Pancakes und ein Chicken Sandwich für Thomas.

Das Grab brachte uns anschließend zum Hafen wo wir die Fähre nach Bali nahmen. Am Hafen in Bali angekommen ließen wir uns auf die lokalen Taxifahrer ein und verhandelten einen Preis der sogar niedriger als der Grab Preis war. Wir teilen uns quasi die Provision die Grab sonst kassieren würde, ein fairer Deal für beide Seiten.

Auch heute ist uns mal wieder aufgefallen wie stark die Erfahrung am jeweiligen Ort von vermeintlichen Kleinigkeiten abhängt. Eine Stunde später am Ijen und wir wären vermutlich genauso genervt gewesen wie die Mitstreiter vom Rinjani gewesen die den Rinjani als überfüllt und langweilig beschrieben hatten. Wir alle waren jedoch stark beeindruckt, so ein Erlebnis mit den Schwefelwolken und den blauen Flammen hatten wir noch nie. Also Augen auf bei der Tourenauswahl und am besten nicht zu sehr von vermeintlich vertrauenswürdigen Erfahrungsberichten treiben lassen 🙂

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